3 Fragen an… Jakob Haas zu KI
Herr Haas, wie sind Sie musikalisch tätig?
Neben meiner Tätigkeit als Cellist und Mitglied der Münchner Symphoniker bin ich mit der Hiphop-Band “Einshoch6” seit 2013 als Kulturbotschafter auf Konzertreisen in Europa, Asien, Afrika und den USA unterwegs und entwerfe kreative, audiovisuelle Konzepte für Sinfonieorchester. Dabei beschäftige ich mich auch intensiv mit immersiven Technologien und Maschinellem Lernen. Als langjähriges Mitglied des Orchestervorstands setze ich mich außerdem aktiv für die Entwicklung eines zeitgemäßen künstlerischen Arbeitsumfelds ein.
Sind Sie im Rahmen Ihres musikalischen Schaffens mit KI in Berührung gekommen? Wenn ja, wie?
Zusammen mit dem Komponisten Adrian Sieber habe ich mithilfe des KI-Sprachmodells Gemini das Stück „The Twin Paradox“ für großes Sinfonieorchester entwickelt. Parallel zur aktuellen Entwicklung von KI-Stilimitationen mit z.T. unklarer Datengrundlage wollten wir herausfinden, ob sich mit KI auch ein wirklich neues Werk erschaffen lässt. Durch den metaphorischen Einsatz von Sprache kann Gemini durch seine gelernten sprachlichen Muster kreative musikalische Ansätze erzeugen und Inspiration in Form von Melodien, Rhythmen und Harmonik, aber auch Dramaturgie, Programmatik und Instrumentierung liefern.
Künstliche Intelligenz – Chance oder Risiko?
Ohne künstlerische menschliche Anleitung wäre „The Twin Paradox“ nicht möglich gewesen. Meiner Ansicht nach liegt die Chance von KI im Kreativbereich in der Co-Kreation. Wir lernen, KI als kreatives Tool zu nutzen, das unsere Möglichkeiten erweitert. In der Kunst bedeutet das auch, dass KI unseren eigenen Stil hinterfragt und uns zu neuen Denkweisen ermutigt. Das Ergebnis bleibt auf diesem Wege aber immer menschlich und ist deswegen auch in der Lage, Menschen auf eine Art und Weise zu berühren, wie es nur menschengemachte Kunst kann.