Die Politik in der Corona-Krise – Marion Walsmann MdEP
Das Team der Politischen Kommunikation der GEMA hat Politikerinnen und Politiker aus Bund, Ländern und Europa nach Maßnahmen gefragt, wie Kunst und Kultur langfristig wieder eine Perspektive gegeben werden kann. Aber auch, wie Kultur ihnen persönlich hilft.
Marion Walsmann MdEP (CDU)
1. Die Absage von Veranstaltungen betrifft viele Kreative wirtschaftlich besonders hart. Was kann die EU tun, um der Kultur- und Kreativwirtschaft langfristig wieder eine Perspektive zu geben?
Die COVID-Pandemie, als nie dagewesene Ausnahmesituation hat alle Bürger getroffen, allerdings in höchst unterschiedlichem Maße. Kunst-, und Kulturschaffende mussten dabei besonders große Umsatzeinbrüche hinnehmen. Da im Rahmen des „Next Generation EU“-Programms, die Kulturbranche eindeutig zu wenig berücksichtigt wurde, muss die Europäische Kommission dringend dazu animiert werden, dies zu berichtigen. Dies muss auch möglichst bald geschehen, da Maßnahmen, welche erst nach der Überwindung der schlimmsten Folgen ergriffen werden, für viele Künstler und Interpreten bei weitem zu spät kommen.
Europa als Kontinent mit einer reichen Kulturgeschichte und -tradition, sollte sich dabei seiner Verantwortung bewusst sein.
Das Europäische Parlament hat mit einer Resolution am 18.09.2020, die Kommission bereits dazu aufgerufen, den Bereich der Kultur in das REACT-EU-Förderprogramm aufzunehmen. Um der gewichtigen Stellung dieser Problematik beizukommen, sind die laufenden Verhandlungen zwischen Kommission und Parlament zu dem Mehrjährigen Finanzrahmen eindeutig die richtige Ebene.
2. Welche kulturellen Inhalte haben Ihnen in den letzten Monaten Kraft gegeben?
Veranstaltungen, die dazu dienen, die uns prägenden europäischen Traditionen zu leben, interkulturelle Begegnungen, Konzerte, Festivals und Lesungen werden auf absehbare Zeit fehlen. Hier halfen Publikationen, Hörbücher, Videoformate und Open-Air-Veranstaltungen.
3. Wie werden die jüngsten Entwicklungen Ihre zukünftige Arbeit verändern?
Kurz-, bis mittelfristig, d. h. mindestens bis Ende dieses Jahrs, entfallen viele wichtige und spannende Veranstaltungen darunter auch Termine, welche mir persönlich sehr am Herzen liegen, wie etwa geplante Treffen mit Besuchergruppen in Brüssel oder Straßburg. Je nachdem, wie lange sich die derzeitige Situation fortsetzt, muss damit gerechnet werden, dass man sich dauerhaft auf die mit der Krise einhergehenden Einschränkungen (Treffen nur unter social distancing, oder über Zoom u. ä.) einstellt.
4. Videokonferenzen sind…
… eher ambivalent zu beurteilen. Einerseits wird uns, vor allem auch durch die Coronakrise, vor Augen geführt, welches Potential in dieser Art der Kommunikation liegt und wie viele Wege man sich eigentlich sparen kann. Auch stellen sie zu diesen Zeiten eine absolute Notwendigkeit dar, um weiterhin mit den Kollegen der eigenen Arbeit nachgehen zu können. Andererseits kann diese auch durch das Format beeinträchtigt werden, etwa im Falle einer schlechten Internetverbindung bei einem (oder mehreren) der Teilnehmer. Insgesamt überwiegen aber die Vorteile der Videokonferenzen, ihre Nachteile.
Foto: Marion Walsmann MdEP