Die Politik in der Corona-Krise – Sabine Verheyen MdEP
Das Team der Politischen Kommunikation der GEMA hat Politikerinnen und Politiker aus Bund, Ländern und Europa nach Maßnahmen gefragt, wie Kunst und Kultur langfristig wieder eine Perspektive gegeben werden kann. Aber auch, wie Kultur ihnen persönlich hilft.
Sabine Verheyen MdEP (CDU), Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung
1. Die Absage von Veranstaltungen betrifft viele Kreative wirtschaftlich besonders hart. Wie kann Kunst und Kultur langfristig wieder eine Perspektive gegeben werden?
Das Coronavirus trifft uns nicht nur humanitär sondern auch wirtschaftlich, und dies leider auch ganz besonders die vielen Menschen, die im Kultur- und Kreativsektor arbeiten. Durch die Absage sämtlicher Veranstaltungen sehen sich viele mit existenzbedrohenden Finanzproblemen konfrontiert. Zum Glück wurden bereits mehrere Hilfsprogramme ins Leben gerufen, die die Kulturschaffenden unterstützen. Wir müssen auch in einer solchen Situation unseren kulturellen Reichtum schützen. Auf Europäischer Ebene haben wir für Flexibilität bei den Kulturprogrammen gesorgt, für Anschlussförderung und den Zugang zu Hilfsgeldern. Auch die Bundesregierung hat für schnelle Unterstützung unserer Kunst-und Kulturszene gesorgt, aber auch Autorengesellschaften haben Notfallprogramme ins Leben gerufen, um ihre Mitglieder zu unterstützen – diese sofortige Problemsicht und daraus resultierende Handlungsbereitschaft und die eingesetzten Soforthilfemaßnahmen für Künstler und Kreative sind in diesen Krisenzeiten unerlässlich. Da die Rückkehr in ein normales öffentliches Leben mit Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Konzerten, Cabaret o.ä. wohl leider noch einige Monate andauern wird, möchte ich an alle appellieren, die es sich leisten können: Geben Sie ihre gekauften Tickets nicht zurück, kaufen Sie Gutscheine für Theateraufführrungen und Konzerte, unterstützen Sie selbstständige Künstler und Kreative, verschenken Sie Kunst, kaufen Sie Musik, konsumieren Sie Kreativität!
2. Welche kulturellen Inhalte haben Ihnen in den letzten Wochen Kraft gegeben?
Ich habe endlich die Bücher gelesen, die schon lange in meinem Bücherregal verstaubt sind. Ich habe wunderbare Musik gehört, mitten am Tag, während der Arbeit im Homeoffice, dass ich mir bei schönem Wetter in meinem Garten einrichte. Ich habe abends mit meiner Familie Filmklassiker geschaut. Und ich habe im Internet die GettyMuseum-Challenge verfolgt und mich köstlich über die Kreativität der Menschen amüsiert, die berühmte Kunstwerke aus dem Getty-Museum mit Dingen, die sie zuhause haben, aus der Isolation nachgestellt und online gepostet haben, zusammen mit dem Original als Vergleich. Die Künstlerin Mia Florentine Weiss sagte letztens in einem Podcast: “Das Einzige was uns hilft aus dieser Absurdität ist die Kreativität”. Ich finde, sie hat Recht!
3. Wie werden die aktuellen Entwicklungen Ihre zukünftige Arbeit verändern?
Ich bin froh über die Solidarität, die die Menschen in Europa untereinander zeigen. Während der Krise zeigen sich jedoch auch große Unterschiede und Ungleichheiten. Wir müssen den Zugang zu IT-Strukturen erleichtern, der Breitbandausbau muss schneller von statten gehen, die Schulen müssen endlich mit digitaler Infrastruktur ausgestattet werden. Ich freue mich darüber, dass das Europäische Parlament trotz Krise handlungsfähig bleibt. Ich freue mich jedoch auch wieder darauf, meine Kollegen von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Denn kein Videokonferenztool der Welt kann menschlichen Kontakt wirklich ersetzen.
4. Home Office ist…
… eine sinnvolle Ergänzung zur regulären Arbeit vor Ort.
Foto: FKPH