European Music Council: Vielfalt in der Musik sichern – Ein Gastbeitrag des Europaabgeordneten Hannes Heide

Musikalische Vielfalt ist mehr als nur ein kulturelles Gut – sie ist ein demokratischer Wert. In einer pluralistischen Gesellschaft bildet Musik nicht nur Identität und Gemeinschaft, sie eröffnet Räume für Dialog, Teilhabe und kreative Entfaltung. Deshalb muss es unser gemeinsames Ziel sein, diese Vielfalt aktiv zu schützen, zu fördern – und vor allem: für alle zugänglich zu machen.

Beim „European Music Council“ in der Vertretung des Landes Hessen in Brüssel hatte ich die Gelegenheit, genau darüber zu sprechen: Als Mitglied des Kulturausschusses im Europäischen Parlament sehe ich es als meine politische und persönliche Verantwortung, mich für eine lebendige und gerechte Musiklandschaft in Europa einzusetzen. Denn nur wenn junge Menschen überall Zugang zu musikalischer Bildung, Infrastruktur und Sichtbarkeit haben – ob in urbanen Zentren oder in ländlichen Regionen, ob in etablierten Szenen oder in neuen musikalischen Nischen, bleibt Europa ein Kontinent der kulturellen Vielfalt.

Creative Europe – kleines Budget, große Wirkung

Ein zentraler Motor für diese Vielfalt ist das EU-Programm „Creative Europe“, das einzige direkte Kulturförderinstrument der Europäischen Union. Trotz seines vergleichsweise kleinen Budgets ermöglicht es innovative Musikprojekte, stärkt den Austausch über Grenzen hinweg, fördert Diversität und unterstützt insbesondere junge Musiker:innen und Kulturakteur:innen. Doch ich halte das Potenzial von „Creative Europe“ bei Weitem noch nicht für ausgeschöpft: Damit es in der Breite wirken kann, braucht es eine deutliche Aufstockung des Budgets. Kultur darf in der EU-Förderpolitik kein nachrangiges Thema sein, sie ist zentral für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Bildung und die demokratische Zukunft Europas.

Faire Bedingungen, digital und grenzübergreifend

Neben finanzieller Förderung müssen auch die strukturellen Rahmenbedingungen für Musiker:innen verbessert werden. Dazu gehören faire Regeln für Musikstreaming-Plattformen, die Kreativen endlich eine gerechte Vergütung sichern. Algorithmen dürfen nicht nur kommerzielle Massenprodukte bevorzugen, auch musikalische Vielfalt, Sprachminderheiten und experimentelle Genres müssen sichtbar bleiben. Im Kulturausschuss des EU-Parlaments arbeiten wir an den gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür. Mit der Resolution zum Musikstreaming hat das Europaparlament im Vorjahr bereits ein klares Zeichen für den Schutz von Komponist:innen gesetzt. Gleichzeitig setzte ich mich für einen spürbaren Abbau der Bürokratie für tourende Künstler:innen ein. Mobilität und künstlerischer Austausch dürfen nicht an Grenzpapieren oder administrativen Hürden scheitern. Insbesondere im Austausch mit Großbritannien gibt es nach dem Brexit mit teuren Visa und Zollauflagen für Instrumente und Technik viele Stolpersteine für Chöre, Bands und Nachwuchskünstler:innen zu überwinden.

Kurz-Bio:

Hannes Heide, geboren 1966 in Bad Ischl, ist Abgeordneter der sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament. Zuvor war er Bürgermeister von Bad Ischl und in der PR- und Kulturszene tätig, unter anderem als Tournee-Manager für Hubert von Goisern. In Brüssel arbeitet er in den Ausschüssen für Regionalentwicklung, Kultur und Bildung sowie für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres.

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