Die Politik in der Corona-Krise – Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters MdB
Das Team der Politischen Kommunikation der GEMA hat Politikerinnen und Politiker aus Bund, Ländern und Europa nach Maßnahmen gefragt, wie Kunst und Kultur langfristig wieder eine Perspektive gegeben werden kann. Aber auch, wie Kultur ihnen persönlich hilft.
Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters MdB (CDU)
1. Die Absage von Veranstaltungen trifft viele Kreative wirtschaftlich besonders hart. Wie kann Kunst und Kultur langfristig wieder eine Perspektive gegeben werden?
Zurzeit ist Abstand die erste Bürgerpflicht. Das trifft die Kultur und die Kreativwirtschaft besonders hart – sowohl die Künstler wie auch ihr Publikum. Dabei brauchen wir die Künste mehr denn je, weil sie es sind, die uns helfen, diese Situation zu reflektieren, weil sie Sinn stiften, weil sie nach Antworten auf letzte Fragen suchen. Auch nach der Corona-Pandemie brauchen wir Theater, Künstler, Musiker, die kritisch hinterfragen und damit der Gesellschaft Motor und Korrektiv sind. Daher ist es wichtig, dass wir alles tun, was notwendig ist, um unsere einzigartige Kulturlandschaft in Deutschland zu erhalten.
2. Welche kulturellen Inhalte haben Ihnen in den letzten Wochen Kraft gegeben?
Das kulturelle Leben findet auch in Corona-Zeiten seinen Weg. Ich finde es bemerkenswert, wie Bühnen ihre Vorstellungen im Internet darbieten, wie Musikerinnen und Musiker aus dem Wohnzimmer heraus, über das Internet in die Welt musizieren und wie die Dichtkunst in diesen Tagen den Menschen Zuversicht und Trost spenden können, wo Abstand und Distanz geboten sind. Ich finde nicht zuletzt in vielen Gedichten Trost, die zeigen, wie vergangene Generationen mit Zusammenbruchserfahrungen umgegangen sind – lesen Sie einfach mal Mascha Kalekos Gedicht „Rezept“, in dem es heißt: „Jage die Ängste fort und die Angst vor den Ängsten, zerreiß Deine Pläne. Sei klug und halte dich an Wunder.“
3. Wie werden die aktuellen Entwicklungen Ihre zukünftige politische Arbeit verändern?
Wir alle werden verändert aus dieser Krise hervorgehen – als Menschen und natürlich auch im Arbeitsalltag. Die Leitplanken im Leben verschieben sich, und in der Politik werden wir die Prioritäten einmal mehr neu definieren müssen. Wie gut, dass die Kultur in Deutschland so etwas wie der Modus unseres Zusammenlebens ist. Wenn das mehr ist als ein Lippenbekenntnis, werde ich hoffentlich nicht die Einzige sein, die die fundamentale Bedeutung der Kultur für unser Land auch beim Neustart verteidigt.
4. Home Office ist…
… Fluch und Segen zugleich. Ich hoffe, dass wir bald wieder zur Normalität zurückkehren können. Das Homeoffice kann den direkten menschlichen Kontakt und den Austausch von Angesicht zu Angesicht am Ende nicht ersetzen.
Foto: Elke Jung-Wolff