Wieviel Digitalisierung verträgt Kultur?
Unter dieser Überschrift diskutierten GEMA-Mitglied Smudo von den „Fantastischen Vier“ und Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, am 20. Januar in Berlin beim UdL Digital Talk über die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Kulturbetrieb und die Künstler.
Digitalisierung des Musikmarkts
Smudo hat den Wandel des Musikmarkts vom Analogen zum Digitalen erlebt. Seit den 1990er Jahren verdient er mit Musik sein Geld und ist heute in der digitalen Welt unterwegs. Die Texte werden in der Cloud geschrieben, die Promotion läuft über Soziale Medien, ebenso wie die Vernetzung der Künstler mit ihren Fans oder die Verbreitung von Musik. Die Kehrseite dieser Entwicklung ist der Einbruch der Tonträger-Einnahmen, die bei Smudo früher rund sechzig Prozent ausmachten und sich inzwischen halbiert haben.
Dabei werden in Deutschland immerhin noch zwei Drittel des Umsatzes mit herkömmlichen Tonträgern wie CDs verdient, hob Staatsministerin Grütters hervor. Aber mit dem technischen Wandel habe sich in den letzten zehn Jahren eine Gratis- und Flatrate-Mentalität entwickelt. Sie sehe eine Aufgabe darin, dem Verbraucher klarzumachen, dass am Anfang der Kette ein Urheber steht und dass dessen Rechte nicht geschleift werden dürften. Inzwischen sei es jedoch Konsens, dass die künstlerische Leistung einen Wert und einen Preis habe, so Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
GEMA als Interessenvertreter für alle Musikschaffenden
Beim Thema Verwertung betonte Staatsministerin Grütters die Vorteile des deutschen Systems der Verwertungsgesellschaften mit ihrem sozialen Auftrag. Unterstützung erhielt sie dabei von Smudo. Die GEMA mache sich für eine angemessene Entlohnung der Künstler stark und sei Interessenvertreter für alle Musikschaffenden – auch gegenüber den Nutzern. Dabei ging Smudo auf das Vorurteil ein, die GEMA bevorzuge große Urheber durch höhere Tantiemen und benachteilige damit kleinere: “Pro kopierter Unit bekomme ich den gleichen Betrag wie jeder andere auch bei der GEMA.”
Künstler sein bedeutet, hart zu arbeiten
“Kreativ ist eigentlich jeder, aber der Künstler ist ein professionell Kreativer”, erklärte Smudo und erläuterte, wie er zusammen mit seinen Bandkollegen den Song “MfG (Mit freundlichen Grüßen)” erarbeitet hatte, der 1999 auf Platz 2 der Deutschen Charts landete. Nach einer ersten Idee dran zu bleiben und aus einer Skizze ein funktionierendes Stück Musik zu machen sei der Unterschied vom Profi zum Hobby-Künstler, so der Textdichter und Komponist.
Das Video des von Cherno Jobatey moderierten Talks im Telefonica Basecamp ist auf UdL Digital zu sehen.
Foto: Henrik Andree