Wir stellen vor: Helge Lindh MdB, Kultur- und Medienpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
Wer ist im neu besetzten Bundestag eigentlich mit für die Kultur verantwortlich? Wir stellen hier einige ausgewählte Fachsprecherinnen und Fachsprecher aus unterschiedlichen Fraktionen vor.
Sie sind zum zweiten Mal in den Deutschen Bundestag eingezogen und übernehmen die Kultur- und Medienpolitik als Fachsprecher für Ihre Fraktion neu. Welche Themen der Kultur- und Kreativwirtschaft haben für Sie in der kommenden Legislaturperiode Priorität?
Die kulturpolitische Aufgabe der Stunde ist, endlich ihre gesellschaftspolitische Sprengkraft und Brückenstärke zur Heilung, Deutung und Selbsterfassung einer traumatisierten Gesellschaft zu begreifen. Das sozialdemokratische Motto in dieser 20. Wahlperiode ist ein offensiveres „Kultur für Alle!“ ohne den missionarischen Eifer der Vergangenheit. Wir schaffen Perspektiven und Modelle gesellschaftlicher Teilhabe und Integration, nein, besser, wir schaffen die Bedingungen, in denen Menschen ihre nutzbare Freiheit ergreifen und erleben.
Die kulturelle Infrastruktur und Daseinsvorsorge für alle Generationen werden wir beispielsweise mit der Verankerung von Kultur als Staatsziel im Grundgesetz stärken. Im Plenum der Kultur wollen wir Kulturpolitik demokratisch neu denken und blockierende Rituale überwinden. Wir verbessern die soziale Absicherung von Kreativen und Kulturschaffenden, etwa durch den Ausbau der gesetzlichen Sozialversicherung für (Solo)-Selbständige und eine erweiterte Künstlersozialversicherung (KSV).
Die Ansprüche der Urheberinnen und Urheber und Rechteinhaber auf den Schutz ihres geistigen Eigentums wollen wir auch in der digitalen Welt noch besser durchzusetzbar machen. Musikerinnen und Musiker haben ein Recht auf faire und angemessene Vergütung ihrer kreativen Leistung. Denn Kreative sollen von ihren Ideen leben können, dazu trägt ja auch die GEMA bei. Mit der Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft wird freies künstlerisches Schaffen leichter möglich sein, etwa durch den Abbau verkrusteter Förderstrukturen. Es wird und muss mehr Diversität, Geschlechtergerechtigkeit sowie Nachhaltigkeit geben, als Verneigung vor der Realität, die der Politik voraus ist.
Die GEMA ist weltweit eine der größten Autorengesellschaften für Werke der Musik, weshalb uns natürlich besonders interessiert: Kommt Musik in Ihrem Alltag vor und wenn ja, wann und wie?
Musik ist ein fester Bestandteil meines Alltags: Bei nahezu allen Bahnfahrten im ICE zwischen Wuppertal und Berlin, als Glücksverstärker, als Seelentrost, als Droge.
Fotocredit: Photothek
Erschienen in “virtuos”, Das Mitglieder-Magazin der GEMA I/2022
Interview: Annette Therese Jäger